Ungeachtet dessen kann jedoch der/die HerstellerIn eines Endprodukts auch entlang dieser Kette Einfluss nehmen, etwa durch ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Lieferkettenmanagement. Ein weiterer Ansatzpunkt ist die gezielte Auswahl der Rohstoffe und Halbfabrikate, die er/sie zu Produkten verarbeitet. Durch den weitestgehenden Verzicht auf solche, die als kritisch gelten, und die Verwendung von nachhaltigeren Ersatzstoffen können negative Auswirkungen gemindert werden.
hollu hat im Geschäftsjahr 2017/18 knapp 6.300 Tonnen chemischer und biotechnisch erzeugter Roh- und Hilfsstoffe von LieferantInnen bezogen und zu Reinigungs- und Hygieneprodukten verarbeitet.

Wo derzeit keine Alternativrohstoffe verfügbar sind und eine andere Optimierung nicht möglich ist, versuchen wir, das Vermarkten eines solchen Produkts zu begrenzen, mit dem Ziel, es langfristig vom Markt zu nehmen. Welche Auswirkungen in der Herstellungskette von Roh- und Hilfsstoffen auftreten können und was hollu konkret unternimmt, um diese möglichst gering zu halten, zeigen wir nachfolgend am Beispiel der Rohstoffgruppe Tenside.


Auf pflanzlicher Basis
In der Herstellungskette der Tenside können aber sehr wohl ökologische und soziale Auswirkungen auftreten, die als kritisch zu bewerten sind. In der Reinigungsmittelindustrie werden häufig petrochemische Tenside eingesetzt. Diese werden aus Erdöl bzw. Erdöl-Produkten hergestellt und verbrauchen somit eine nicht nachwachsende Ressource.
Angesichts des fortschreitenden Klimawandels und der angestrebten kohlenstoffarmen Wirtschaft sind sie kritisch zu betrachten. Alternativ dazu können Tenside auch auf Basis erneuerbarer Rohstoffquellen erzeugt werden. Diese Produkte basieren meist auf pflanzlichen Ölen und haben im Allgemeinen sowohl in technischer Hinsicht bei der Reinigungsleistung als auch hinsichtlich der Abbaubarkeit ähnliche Eigenschaften wie die petrochemisch gewonnenen Produkte.

Diskurs über Palmkernöl
Doch auch bei Rohstoffen aus erneuerbaren Quellen können ökologische und soziale Problemstellungen auftreten. Ein bedeutender nachwachsender Rohstoff für Tenside in der Reinigungsbranche ist Palmkernöl. Das hat wirtschaftliche und verarbeitungstechnische Gründe. Palmölkerne, aus denen das Tensid gewonnen wird, fallen in der Lebensmittelindustrie bei der Herstellung von Palmöl als Nebenprodukt an. Die Reinigungsbranche verarbeitet nur einen kleinen Teil der anfallenden Kerne.
Ein Vorteil gegenüber anderen nachwachsenden Rohstoffquellen ist der hohe Flächenertrag von Palmkernöl. Die Nutzung von Palmkernöl als Basis für Reinigungsmittel steht somit nicht bzw. nicht im gleichen Maße in Konkurrenz zur Erzeugung von Lebensmitteln, wie das bei anderen nachwachsenden Rohstoffquellen, z.B. Raps, Oliven oder Soja, teilweise der Fall ist.
Dennoch ist unbestritten, dass mit der Palmölproduktion ökologische und soziale Risiken verbunden sind. Ein sachlicher Diskurs und konkrete Maßnahmen aller in der Wertschöpfungskette beteiligten AkteurInnen sind daher zweifellos nötig, um negative Auswirkungen zu vermindern. Auch die Reinigungsmittelindustrie und verhältnismäßig kleine AbnehmerInnen wie hollu sind aufgefordert, einen Beitrag zur nachhaltigen Bewirtschaftung dieser Ressource zu leisten.

Umgang mit Tensiden bei hollu
hollu hat einige tensidfreie Reinigungsprodukte im Sortiment und weitet das Angebot solcher Erzeugnisse laufend aus. So haben wir im Berichtszeitraum auch einige hollueco-Produkte entwickelt, die tensidfrei formuliert sind oder bei denen der Tensidanteil stark reduziert werden konnte.
Ein Beispiel für ein tensidfreies Produkt, das wir im Berichtszeitraum entwickelt haben, ist hollu Tau. Dabei handelt es sich um ein Auftaumittel, das aus CaMg-Acetat besteht und im Vergleich zu vielen anderen Auftausalzen als umweltverträgliche Alternative gesehen wird.
Anteil der Tenside aus nachwachsenden Rohstoffen:
Mehr Tenside aus nachhaltigen Rohstoffen
Insbesondere in der gewerblichen Anwendung gibt es jedoch viele Einsatzbereiche, in denen der Wirksamkeit tensidfreier bzw. tensidarmer Reiniger Grenzen gesetzt sind und daher nur Produkte zufriedenstellende Ergebnisse erzielen, die Tenside enthalten. Wir streben daher nicht an, unser Sortiment an Reinigungsmitteln gänzlich tensidfrei zu gestalten.
Die Absicht von hollu ist es jedoch, die Menge an Tensiden im Verhältnis zur Produktionsmasse weiterhin zu senken und den Anteil der Tenside aus nachwachsenden Rohstoffen zu erhöhen.
Ein konkretes Ziel dazu lautet, dass der Tensidanteil von neuen Produkten zu mindestens 20 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen stammen soll. Als Grundlage dafür haben wir im Berichtszeitraum für alle bei uns eingesetzten Tenside erhoben, für welche davon gleichartige Tenside aus nachwachsenden Ressourcen zur Verfügung stehen. Für alle hollueco Produkte, die Tenside enthalten, muss der Anteil aus nachwachsenden Rohstoffen mindestens 50 Prozent betragen. Sofern die Tenside aus Palmkernöl stammen, müssen dafür Zertifikate erworben werden, deren Erlöse zur Herstellung von nachhaltigem Palmöl beitragen.
Diese Vorgaben wurden im Zuge einer Verschärfung der Kriterien des EU-Ecolabels gemacht und sind ab Anfang 2019 zu erfüllen. hollu ist im Berichtszeitraum dem Verein Roundtable on Sustainable Palm Oil, kurz RSPO, beigetreten, um sogenannte GreenPalm-Zertifikate erwerben zu können. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, das nicht nur für unsere hollueco-Produkte zu tun, sondern diese Zertifikate ab 2019 für alle von uns verarbeiteten Tenside aus Palmkernöl zu kaufen.

CO2-Fußabdruck der Roh- und Hilfsstoffe
hollu hat den Klimaschutz zu einem strategischen Unternehmensziel erklärt. Neben der angestrebten Reduktion des Corporate Carbon Footprints, der mit dem Energieverbrauch von hollu im Zusammenhang steht, wollen wir künftig auch beim Product Carbon Footprint ansetzen und Verbesserungen erzielen.
Die CO2-Bilanz der einzelnen Roh- und Hilfsstoffe ist hier eine ausschlaggebende Größe. Wir haben daher im Berichtszeitraum in zahlreichen LieferantInnengesprächen versucht, Daten zur CO2-Bilanz der von ihnen bezogenen Roh- und Hilfsstoffe zu bekommen. Es hat sich allerdings herausgestellt, dass kaum ein/e LieferantIn Daten zum Carbon Footprint bereitstellen kann. Um eine Entscheidungsgrundlage für mögliche Maßnahmen zur Reduktion der produktbezogenen CO2-Emissionen zu schaffen, haben wir uns daher entschieden, einen Experten mit der Abschätzung des Product Carbon Footprints unserer wichtigsten Roh- und Hilfsstoffe zu beauftragen.
